Seit letzter Woche hat die Uni (zumindest bei mir) wieder angefangen. Da fing´s schon recht bunt an mit überladenen Seminaren und dem ganzen Stress hinsichtlich der Studienanforderungen. Als erster Studiendurchgang des zauberhaften Bachelor-Mastersystems ist man da ja schon so einiges gewöhnt. Ohne Chaos und übermäßigen Leistungsdruck geht´s wohl nicht.
Heute hat aber mal wieder richtig der Kaba geklumpt. Warum? Weil mein Studiengang in einer ganz bestimmten Fachrichtung ziemlich überlaufen ist und die unterbesetzten Dozenten nun vollkommen zu Recht in ihrem Fachbereich beschlossen haben, dass endlich ein Schlussstrich gezogen werden muss.
Was eine so rigorose Umsetzung von Dienstanweisungen dann auslösen kann, naja, das habe ich heute in einigen Seminaren erlebt. Nehmen wir das letzte, dem ich beigewohnt habe:
Klarer Standpunkt des Dozenten: "Ich beginne nicht bis sich nur noch 44 Leute in diesem Raum befinden. 44 ist die Grenze und keiner mehr".
Die Folgen waren abzusehen:
Zwischen den Diplomstudenten, den 7. und 8. Semester des Masterstudienganges entbrannte (gewollt?) eine ziemlich unangenehme Diskussion über Daseinsberechtigungen in Veranstaltungen. Sehr sehr unangenehme soziale Anspannung - miese Stimmung. Nach und nach verließen nach hitzigen Diskussionen einige nicht wirklich freiwillig das Seminar, der miese Beigeschmack für die Dagebliebenen blieb.
Die "öffentliche Hinrichtung" war publikumswirksam durchgeführt worden und das Ende des Liedes ist, dass der ein oder andere wohl mindestens ein Semester warten muss. Ich schreibe bewusst "mindestens", da nicht sicher ist, ob die nötigen Seminare nächstes Semester auch belegbar für diese Menschen sind, da wieder durch Überfüllung aussortiert werden könnte oder es evtl. zu Überschneidungen mit anderen Veranstaltungen kommt. Die Message der Dozenten war klar: So arbeiten wir nicht weiter, das ist unser Standpunkt und falls Ihnen das nicht passt, beschweren sie sich an anderer Stelle. - Vielen Dank, ich verstehe.
Ich verstehe, dass die wenigen Dozenten keinen Bock mehr darauf haben, ein ganzes Rudel von Studiengängen bei Seminaren, Prüfungen, Hausarbeiten, Examensarbeiten usw. betreuen zu müssen und das ein solcher Personalschlüssel auch Auswirkungen auf die Qualität der Betreuung hat.
Ich verstehe, dass die Dozenten die Schnauze voll haben und hier schon vorab viel viel schief gelaufen sein muss, zumal die Studentenzahlen nicht aus dem Nichts heraus entstanden sind.
Ich verstehe auch die anscheinende Ausweglosigkeit der Situation und finde es bedenklich, wenn vorher freundlich und verständnisvoll aufgetretene Lehrende dazu gezwungen sind, so radikal auf Missstände hinzuweisen.
Ich verstehe ebenso, dass ich nicht unbedingt viel vom Stoff mitbekomme, wenn anstatt 44 auf einmal das Doppelte und mehr an Studierenden da hockt. Letztendlich hat es sehr wohl mit der Vergleichbarkeit von Studienbedingungen zu tun.
Ich verstehe, wie viel ich davon (nicht) habe, wenn die Seminargröße so ist, dass Referate in Großgruppen von 12 und mehr Leuten an separaten Terminen besprochen, geplant und dann irgendwie koordiniert im Seminar gehalten werden sollen.
Ich verstehe, dass es hier eigentlich nur wieder um Kosteneinsparungen geht und ich verstehe, dass so etwas auch Folgen für meine Ausbildung hat. Ich verstehe, dass diese ganze Studienstruktur inhaltlich an wichtigen Stellen gekürzt wie auch miserabel organisatorisch umgesetzt wurde.
Ich verstehe, dass es hier eigentlich nur wieder um Kosteneinsparungen geht und ich verstehe, dass so etwas auch Folgen für meine Ausbildung hat. Ich verstehe, dass diese ganze Studienstruktur inhaltlich an wichtigen Stellen gekürzt wie auch miserabel organisatorisch umgesetzt wurde.
Ich verstehe es nicht nur, ICH WEIß ES! Und ich merke es jeden Tag. Ich bin damit quasi an der Uni "aufgewachsen".
Nun gut, ich bin einmal wieder das Instrument für bürokratischen Rangeleien. Ich soll mich mal wieder engagieren, wenn nicht sogar dagegen klagen. Geht ja auch um mich und nicht nur um Arbeitsbedingungen von Dozenten. Ich soll Stress machen und alle anderen Studierenden auch. Mal richtig auf die Kacke hauen. Ich weiß schon, wie das läuft. Nicht viel besser hat das letzte Semester auch schon begonnen. Der rote Faden zieht sich durch mein gesamtes Studium. Die Schnauze hab ich trotzdem voll. Das kann man doch verstehen.