Also habe ich mein ganzes Leben vor gut zwei Wochen wieder in einen Rucksack gesteckt und bin von Victoria aus mit dem Speedboat nach Seattle gedüst. Gute drei Stunden wurde ich durchgeschaukelt, glücklich über die Pillen gegen Reisekrankheit, die den Teppich und die Sitze vor meinem Mageninhalt bewahrten.
Seattle selbst ist eine schöne Stadt. Natürlich nicht so sauber wie in Kanada, aber dennoch ganz ansehnlich. Nach fast einem Monat Victoria und kaum Konzerten war ich heil froh, dort nochmals in die Atmosphäre von dröhnenden Boxen, Biergeruch und sich zur Musik bewegenden Menschengruppen abzutauchen. Und davon hat Seattle natürlich einiges zu bieten. Leider habe ich jetzt keinen einzigen Bandnamen, weil ich mich einfach hab mitziehen lassen von Location zu Location....muss ja auch mal sein... Dafür ein paar Locations, wenn´s mal jemand von euch dahin verschlagen sollte. Zu erwähnen sind the Comet, the Playbox, the Funhouse (!), the Crocodile (da hatten übrigens Soundgarden ihren ersten Austritt), El Corazon und Chop Suey. Mehr fallen mir jetzt auch nicht ein. Und leider leider leider machen die Läden da doch tatsächlich schon um zwei Uhr dicht. Sauerei! :D
Ich hätte dort wirklich einen ganzen Tag verbringen können und das nicht nur wegen dem Nirvanahype, sondern weil es eine wirklich detailierte Darstellung der modernen Musikgeschichte gab...und daneben noch eine Sonderausstellung im Erdgeschoss über die Klassiker der Horrorfilmgeschichte.
Ich war also nicht nur musikkulturtechnisch (was ein Wort) unterwegs, sondern daneben ebenfalls an dem wundervollen Donnerstag, an dem alle Museen freien Eintritt haben, in anderen Ausstellungen. Unter anderem im Seattle Art Museum und im Internationalen Viertel in einer Ausstellung über Asien. Das Kulturprogramm war also gesichert.
Etwas erschrocken war ich dann doch wieder von den Massen von Obdachlosen (sowas kannte ich ja eigentlich schon von Hastings, aber selbst die kanadischen Obdachlosen sind freundlicher), der sozialen und politischen Lage in den USA und der sog. "bildungsfernen Schicht", die FOX (uargh! homophobe Hetznachrichten sind da nur eines von vielen Beispielen in der Berichterstattung) als einzige Informationsquelle nutzt. Großes Feld und ich hoffe inständig, dass bei den nächsten Wahlen nicht einer von diesen ultra konservativen Freaks an die Macht kommt. Zum Glück hatte ich aber auch einige sehr gute und nette Gespräche hierüber mit einigen amerikanischen Hostelgästen. (Die Amis über einen Kamm zu scheren liegt mir fern. Das wäre genau das gleiche Prinzip, als würden die alle Deutschen mit den Nazis gleich setzten.)
Was ich mal wieder mitnehme, sind also gute Gespräche und die Erfahrung, dass ich überall so viele Menschen treffe, die wissen, dass hier irgendwas falsch läuft auf unserem schönen Planeten und auch etwas ändern wollen. Und damit meine ich nicht das Hippie-Bla-Bla-Esoterik-Gesabbel.
Mein Woche dort ging dann auch einfach viel zu schnell rum.Mit einem kurzen Zwischenstopp in Vancouver für ein Wochenende (und ein wenig Party mit den liebgewonnen Menschen) bin ich jetzt weiter gezogen, um nun in den verschneiten Bergen von Japser ein wenig Ruhe und Abgeschiedenheit zu finden. Meine Tage verbringe ich mit lesen und Schneespaziergängen, meine Abende am Lagerfeuer mit netten Leuten und Wein. Wunderschön ist es!
Gestern wurde ich dann auch einfach mal eingepackt und war im vereisten Maligne Canyon.
Dort war ich dann auch mal in einem der Caves.
Ja und jetzt ist auch schon wieder Lagerfeuer- und Weintrinkzeit ;) Vielleicht klappt das ja jetzt endlich mal mit diesen Nordlichtern. Die Zeit wird langsam knapp. Aber ich hoffe darauf.
Drückt mir die Daumen!
Eure Tante